Kommentar Boxen in der ARD: K.o. in Runde sechs

    • Kommentar Boxen in der ARD: K.o. in Runde sechs

      Stundenlang hält die ARD Sonntagfrüh Boxfans wach. Als der Weltmeisterschaftskampf in Atlantic City endlich läuft, schaltet der Sender um auf einen Spielfilm. Ein Kommentar (von Arne Leyenberg).

      Dank der ARD wissen wir nun, dass Atlantic City am Atlantik liegt, dort im Oktober noch die Sonne scheint, aber gleichzeitig eine steife Brise vom Meer her weht. Für diese bahnbrechenden Erkenntnisse hat der Sender eine ganze Busladung Redakteure um die halbe Welt geflogen. Nur einen Boxkampf, und das war einmal der ursprüngliche Grund für die kostspielige Reise, den gab es nicht zu sehen. Doch, Moment: Fünf von zwölf Runden zeigte die ARD live mitten in der Nacht. Und als der Kampf hin und her tobte und der Berliner Karo Murat noch alle Chancen hatte, den Weltmeister Bernard Hopkins zu entthronen, da klinkte sich der selbsternannte Boxsender aus. K.o. in Runde sechs. Die ARD schaltete nicht einfach um, sie blendete nicht aus, sie knallte mitten in die spannende Runde den Vorspann eines abgenudelten Siebzigerjahre-Hollywoodstreifens.

      Stundenlanges ködern

      Mit Liveschaltungen nach Atlantic City hatte die ARD Boxfans den Samstagabend über geködert, sich die Nacht um die Ohren zu schlagen. Erst zeigte sie Boxen zum Abgewöhnen mit dem ehemaligen Weltmeister Arthur Abraham in der Hauptrolle aus Oldenburg – dann versprach sie für die frühen Morgenstunden des Sonntag den Auftritt einer wahren Box-Legende, des mit 48 Jahren ältesten Weltmeisters der Box-Geschichte, Bernard Hopkins. Aber mit dem Boxen kann es die ARD nicht so haben. Wer würde sonst einen Moderator, zwei Kommentatoren, einen Interviewer und eine ganze Reihe an Redakteuren im Hintergrund auf Kosten des Gebührenzahlers nach Amerika transportieren und dann, nach ein paar launigen Tagen am Atlantikstrand, noch nicht einmal die Hälfte eines hochklassigen Weltmeisterschaftskampfes zeigen?

      Nerven aus Stahl gefordert

      Sportzuschauer sind seit jeher ein leidgeprüftes und geduldiges Publikum. Wer aber regelmäßig Boxen in der ARD schaut, muss Nerven aus Stahl haben. Vor dem ersten Gong stehen stumpfsinnige Interviews mit B-Prominenten am Ring, ein übermotivierter Moderator Alexander Bommes neben einem pastoral dahernuschelnden Experten Henry Maske, ein peinliches Playback-Streichquartett, das vorgibt, die Nationalhymnen zu spielen; vor allem aber folgen fast immer zweitklassige Kämpfe, die zu erstklassigen hochgejubelt werden. All das ist mit einem Schlag vergessen, wenn die ARD sich dann und wann einmal erbarmt, und doch richtiges Boxen aus Amerika überträgt. So wie Sonntagfrüh. Eigentlich. Wenn ihr da nicht dieser verdammt spannende, noch nie gesendete Siebzigerjahre-Schinken doch noch eingefallen wäre. Um 4 Uhr morgens.

      Quelle: fr-online.de
      :D Humor ist wenn man trotzdem lacht! :D
      I Cui honorem, honorem
      Besser der Arsch leidet Frost, als der Hals Durst (Martin Luther)
      "E Ola Mau Ka 'Olelo Hawai'i"

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