Medienmogul Kirch vs. Deutsche Bank - erster Prozesstag im Überblick

    • Medienmogul Kirch vs. Deutsche Bank - erster Prozesstag im Überblick

      Die juristische Dauerfehde zwischen Leo Kirch und der Deutschen Bank gehört zu den größten Wirtschaftsverfahren der deutschen Geschichte.

      Es geht um Milliarden. Nach Leo Kirch stellt sich nun die Bank-Spitze dem zähen Streit um Details, die eine große Wirkung haben können. Josef Ackermann ist ein einflussreicher Mann. Der Boss der Deutschen Bank hat viele Termine und wenig Zeit. Dennoch muss der Manager Geduld aufbringen. Richter Guido Kotschy befragt Ackermann am Donnerstagnachmittag mit einiger Verspätung zu einer Vorstandssitzung der Bank am 29. Januar 2002. Viele wichtige Themen standen damals auf der Tagesordnung, am Ende auch der Fall Leo Kirch, dessen Medienimperium damals bereits in schwerer See war. Heute will der einstige Medienzar Milliarden von Deutschlands größtem Geldhaus, das er für den Untergang seines Konzerns verantwortlich macht.

      Wie sein damaliger Vorstandskollege und jetziger Chefaufseher Clemens Börsig zuvor bekommt Ackermann Kotschys Hartnäckigkeit bei Fragen zu dieser Sitzung zu spüren. Wie auch schon Ex-Vorstand Tessen von Heydebreck und Technikvorstand Hermann-Josef Lamberti. Es geht um Details und Formulierungen - kleine Dinge mit großer Wirkung. Die Verhandlung ist der vorläufige Höhepunkt eines der größten Wirtschaftsverfahren. Die Bankspitze wehrt sich erstmals selbst vor der Richterbank gegen die Milliardenforderungen Leo Kirchs. Der hatte selbst vor wenigen Wochen ausgesagt, ebenfalls eine kleine Sensation.

      Doch worum geht es eigentlich in dem seit fast neun Jahren erbittert geführten Rechtsstreit? Die Kirch-Seite in dem Justizdrama vermutet, dass die Bank Kirch habe schaden wollen, um an ein lukratives Beratungsmandat zu kommen - ein großes Komplott. Auf der Sitzung soll dafür möglicherweise eine Weiche gestellt worden sein. Tage nach der Sitzung hatte der damalige Bank-Chef Rolf Breuer im Februar in einem Interview die Kreditwürdigkeit Kirchs bezweifelt. Wochen später ging der Konzern unter. "Der Rolf hat mich erschossen", sagte Kirch einst. Nun durchleuchtet das Gericht die Vorgeschichte.

      Ex-Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff dabei

      Auf der Sitzung im Januar hatte Breuer dem Protokoll zufolge über die sich zuspitzende Lage bei Kirch berichtet - und über ein Gespräch beim damaligen Kanzler Gerhard Schröder (SPD), an dem auch der damalige Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff teilnahm. Auch dabei sei die prekäre Lage des Kirch-Konzerns Thema gewesen. Middelhoff wird Richter Kotschy dazu noch befragen, ob auch Schröder kommen wird, ist aber noch offen. Die Kirch-Seite will es jedenfalls. Dann soll Breuer auf der Sitzung über mögliche Interessenten gesprochen haben.

      Die Deutsche Bank sei gefragt worden, als Mediator zu arbeiten, vermerkt das Protokoll auf Englisch. Der Vorstand ziehe in Erwägung, Kirch um ein Beratungsmandat zu bitten. "Falls er ablehnen sollte, könnten wir als Berater anderer interessierter Parteien tätig werden", heißt es weiter. Kirchs Anwälte sehen dahinter einen möglichen Plan, zu dem das spätere Interview gehören könnte. Zudem hätte Breuer nach dem Interview bei einem Treffen mit Kirch seinem Unternehmen ein "Schutzschild" der Bank angeboten. Kirch lehnte ab.

      "Das war für uns eher eine Vorsichtsmaßnahme",

      Ackermann will davon nichts wissen. Er wisse nichts von einem solchen Angebot, da müsse das Gericht Herrn Breuer fragen. Die Bank, deren Chef Ackermann in jenem Jahr wurde, habe kein Interesse an einem Mandat Kirchs gehabt - trotz der Frage an Kirch. "Das war für uns eher eine Vorsichtsmaßnahme", sagte Ackermann. "Ich gebe offen zu, ich wollte kein Mandat von Herrn Kirch." Die Bank habe sich aber angesichts möglicher Anfragen Dritter aber nicht dem Vorwurf aussetzen, ohne Rücksprache Mandate gegen den eigenen Kreditkunden anzunehmen. Ein Beschluss, Kirch um ein Mandat zu bitten, sei nicht gefallen. Er habe danach weder Kirch noch dessen Finanzleute angerufen oder sei aktiv geworden, sagte Ackermann.

      Börsig bestätigt dies. Die im Protokoll formulierte Bitte um ein Mandat sei anders gemeint gewesen. "Das haben wir nicht gesagt, weil wir uns ein Mandat erhofft haben", sagt Börsig. Die Bank habe jeden Anschein eines Interessenkonflikts vermeiden wollen, falls eine andere Partei - wie etwa der US-Medienunternehmer Rupert Murdoch - der Bank ein Mandat übertragen wollte. Vor einer solchen Entscheidung haben man Kirch zumindest fragen wollen.

      Kotschy prüft mit seinem Senat vor allem, ob die Bank oder Breuer Kirch vorsätzlich und sittenwidrig schädigen wollte, wie es der Paragraf 826 des Bürgerlichen Gesetzbuches sagt. Das gilt als ziemlich schwer zu beweisen. Wie das Verfahren ausgeht, ist dennoch offen. Allerdings dürften beide Seite je nach Ausgang weiter streiten. Ein Ende ist unabsehbar, ein Vergleichsvorschlag des Gerichts verhallte bereits zu Beginn der Verhandlungen im Februar.

      Quelle: satundkabel.de
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